Und was haben Flugapparate mit dem Betreuungsrecht zu tun?

 

Über den Wolken …

 

© Evangelischer Landesverband für das Betreuungswesen in Württemberg e.V. – Podiumsdiskussion zum Betreuungsrecht in der Stuttgarter Leonhardskirche im Rahmen des „Diakonie-Viertels“ anlässlich des Evangelischen Kirchentages 2015 in Stuttgart

Der Traum vom Fliegen hat in Oberschwaben, in der Nähe des Bodensees und unserer Mitgliedseinrichtung, des Betreuungsvereins Wilhelmsdorf e.V., einen besonderen Menschen bewegt: Gustav Mesmer.

Gustav Mesmer, der Ikarus vom Lautertal (1903 – 1994), durchlebte Zeiten der Entmündigung und Entrechtung. Während seiner jahrzehntelangen Aufenthalte in oberschwäbischen „Irrenanstalten“ verfolgte er seinen Traum von der Entlassung aus der Psychiatrie und seinen Traum vom Fliegen. Die Rückkehr in sein Dorf ist ihm gelungen. Und 1992 konnte er seine Flugräder in der Weltausstellung in Sevilla präsentieren.

1992 sind auch die Entmündigung bzw. die Gebrechlichkeitspflegschaft abgeschafft und für erwachsene Menschen die Regelungen der Rechtlichen Betreuung geschaffen worden. Dies neue Recht stellt den psychisch erkrankten, geistig, seelisch oder körperlich behinderten Menschen in den Mittelpunkt, macht ihn vom Objekt der Fürsorge zum Rechtssubjekt. Seine Individualität ist wahrzunehmen, seine Wünsche, seine Vorstellungen und sein Wille sind grundsätzlich rechtlich umzusetzen.

 

Zwischen Freiheit und Fürsorge

 

© Evangelischer Landesverband für das Betreuungswesen in Württemberg e.V. – Unser Info-Stand im „Diakonie-Viertel“ anlässlich des Evangelischen Kirchentages 2015 in Stuttgart

Die Frage, ob Gustav Mesmer je geflogen ist und was uns seine Geschichte in Zeiten der Inklusion, der Patientenverfügungen, Vorsorgevollmachten und Rechtlichen Betreuungen denn noch zu sagen hat, beschäftigte uns so, dass wir Thomas Plaßmann mit einem Cartoon beauftragten.

Die Entwürfe von Herrn Plaßmann haben uns überzeugt und wir haben das Ikarus-Motiv nicht nur für unsere Auftritte im Rahmen des „Diakonie-Viertels“ anlässlich des Evangelischen Kirchentages 2015 in Stuttgart als Signet gewählt. Zusammen mit dem Motiv des Co-/Piloten soll das Cartoon des Ikarus auch unseren Internetauftritt eröffnen.

Denn die beiden Cartoons drücken Spannungsfelder aus, Spannungsfelder zwischen Traum und Wirklichkeit, Freiheit und Fürsorge, Selbstbestimmung und Zwang.

Und nicht zuletzt warf bei unserer Podiumsdiskussion 2015 eine Juristin mit Blick auf das Ikarus-Motiv die Frage auf, ob „man“ Gustav Mesmer heute seinen Traum vom Fliegen noch so ausleben lassen würde; bei all der Angst, juristisch belangt und in Haftung genommen zu werden…